Volker Rieger

Managing Partner Detecon

Die Digitalisierung treibt die Energiewende voran, erfordert jedoch Flexibilität und Agilität im Energiesektor, um neue Technologien und Cyber-Bedrohungen zu meistern und datengetriebene Geschäftsmodelle zu nutzen. Erfahren Sie mehr von Volker Rieger.

Energiewende 2.0 - Digitaler Fortschritt Volker Rieger

Hier KRITIS, dort KI: Vor welchen Herausforderungen steht der Energiesektor?

Hier kommen zwei der knackigsten Punkte der letzten Jahre zusammen: die Energiewende und die Digitalisierung. Und direkt vorweg: das ist eine sehr gute Nachricht, denn die Energiewende kann gerade dank der Digitalisierung erfolgreich sein. Der Energiesektor hatte bisher von der Beständigkeit des Businessmodells profitiert– Kunden benötigen schließlich ein zwar seit etwa 100 Jahren unverändertes Produkt, aber dies in permanent wachsender Menge und vielfältigsten Ausgabestellen. Kraftvolle Energieanbieter führen zu einer außerordentlich hohen Versorgungsqualität. Und nun kommt eine neue Herausforderung, die den EVUs Flexibilität und Agilität abverlangt, die bisher nicht notwendig war: die Digitalisierung.

Ein Beispiel: Kritische Infrastruktur zu betreiben in Zeiten von KI und hochgradig professionalisierter Cyber-Angriffe, fordert dem Sektor heute nicht nur die bekannte, extrem hohe Professionalität in Sachen Technologie ab, sondern – zusätzlich - die entsprechende Agilität. Zeitgleich fordern Kunden vermehrt digitalisierte Produkte, und diese wiederum basieren auf dem versierten Umgang mit all den Daten, die ein Energieanbieter quer durchs Geschäft generiert oder generieren könnte. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten, nämlich die Digitalisierung als Chance zu begreifen, digitale Businessmodelle zu etablieren, den Sektor weiterzuentwickeln und zu gestalten – und so zur Energiewende beizutragen.

Wo stecken die größten Chancen?

Man muss sich dafür die gesamte Wertschöpfungskette ansehen, denn Energie wird heute nicht mehr ausschließlich zentral produziert, sondern auch dezentral, wenn Solarpanels oder Windturbinen im Einsatz sind, und wer immer das betreibt, braucht auch die passende Plattform, um „peer to peer“ Energie zu handeln.

Ein weiterer Aspekt ist „Energy as a service“: Hier geht es darum, dass Energieanbieter nicht zwangsläufig selbst die Assets betreiben, sondern das Produkt Energie nur noch von Drittanbietern abonnieren, mit ihrer Marktkraft aber entsprechend in digitalisierten und reichweitenstarken Produkten bündeln können – und plötzlich wird der Supermarkt zum Energieanbieter, was früher undenkbar war.

Von dort ist es dann auch nicht mehr weit bis zu virtuellen Kraftwerken. Die großen Kraftwerke sind schließlich weiterhin verlässlicher Produzent, aber wenn der Output eines Kraftwerks im selben Umfang entstehen kann durch ein zentralisiertes Netzwerk, können Energieanbieter ihre Investitionen deutlich reduzieren und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das hätte vorher niemand als Quelle in Betracht gezogen, aber heute zeigt sich hier die Chance auf ein neues Geschäftsmodell.

Und nicht zu vergessen: Die zunehmende Elektromobilität trägt einiges dazu bei, alternative Produktionsformen, neue Vertriebskanäle, und geänderte Nachfragemodi zu forcieren. Das Produkt Strom erfährt ein Relevanz-Upgrade.

Das geschieht auch in anderen Branchen. Warum ist der Wandel gerade im Energiebereich so speziell?

Bei den vielen Assets und der strengen Regulierung mag digitale Produkte zu entwickeln noch die kleinste Herausforderung dabei sein. Aber auch die müssen eben funktionieren in einem Business, wo Netzwerke und Infrastruktur zum Kerngeschäft gehören und heute nicht ohne Weiteres „as a service“ dazugebucht werden. Dazu kommt, dass das Kernprodukt Grundbedürfnisse abdeckt, aber spezielle Kundenwünsche nicht einfach zu erkennen sind. Die Produkte an sich will der Markt aber definitiv „as a service“ kaufen. Die Herausforderung ist also, das gesamte Business auf einmal zu transformieren, zumal neue Spieler in den Markt kommen wie Discounter mit digitalen Produkten oder Investoren, die Dezentralisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung der Energiewirtschaft vorantreiben.

Warum ist die kulturelle Transformation dabei so wichtig?

Wir können datengetrieben werden und analytische oder auch generative KI einsetzen. Der Mensch nimmt die notwendige Rolle ein, komplexe Sachverhalte herunterzubrechen, Entscheidungen zu realisieren und auch zu kontrollieren.

Der kulturelle Wandel dabei ist deswegen so wichtig, um Denk- und Verhaltensmuster, die über Jahrzehnte gut und richtig waren anzupassen. Klar, spielt Technologie dabei eine wichtige Rolle. Genauso wichtig ist aber Agilität im Denken; der Umgang mit und die Adaption von Veränderungen; neue organisationale Strukturen, die auf Kooperation statt Hierarchie zielen, um kulturellen Wandel erfolgreich zu gestalten.

Wie kann Detecon Energieanbietern beim Wandel helfen?

Einfach gesagt: ‘Been there, done that’. Wir sind nicht nur Experten für digitales Business und Herausforderungen und Chancen zu datengetriebenen Geschäftsmodellen und KI oder IT- beziehungsweise OT-Strategien und Cybersecurity. Wir sind vor allem von Haus aus versiert in Netzwerken und Infrastrukturen. Die Telekommunikationsbranche stand vor Jahren vor ähnlichen Herausforderungen, und dieses Knowhow lässt sich herausragend gut transferieren. Unser USP ist, die Strategie-, Kultur-, Organisations-, Technologie- und Netzwerkexpertise unter einem Dach zu haben – und das setzen wir heute bereits für unsere Kunden ein.

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